Lerntherapie - Infos für Erwachsene
Was ist Lerntherapie?
Lerntherapie setzt an dem Punkt an, wo der sichere Anschluss in den Kernfächern Deutsch und Mathematik verloren gegangen ist. Es fällt also bereits sehr schwer, dem Unterricht zu folgen, und reicht bis hin zur Schulangst. Diverse Vermeidungsstrategien werden aufgebaut.
Die Therapien werden im Verhältnis 1:1 durchgeführt. Ein ruhiges und motivierendes Umfeld und die volle Aufmerksamkeit des Therapeuten bilden die Basis für den Erwerb neuer und funktionaler Lernstrategien.
In einem pädagogischen Diagnosegespräch ermitteln wir zunächst das Können. Genau dort, wo die eigenen Strategien noch funktional sind, beginnt die eigentliche Therapie. Sie ist also völlig unabhängig von aktuell laufenden Unterrichtsinhalten.
Mit den ersten Erfolgserlebnissen in der Therapie durch bereits vorhandenes Können wird das Selbstbewusstsein gestärkt, und das Selbstvertrauen wächst. Motiviert kann nun an den ersten Unsicherheiten gearbeitet werden.
Um die selbstständige Teilhabe am Leben zu sichern, bearbeiten wir Themen praxisorientiert. Unter Einbeziehung von Schule und Familie wird schrittweise daran gearbeitet, komplexere Aufgaben und Sachverhalte zu verstehen, zu erfassen und selbstständig zu lösen.
Wer benötigt eine Lerntherapie?
Empfehlenswert ist eine Lerntherapie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die mindestens unter einem der folgenden Punkte leiden.
Nach eigener Einschätzung:
- Nachhaltige Probleme beim Lesen- und Schreibenlernen
- Entwicklungsverzögerung beim Lesen und Schreiben
- Entwicklungsrückstand beim Lesen und Schreiben
- Unverständnis der Rechtschreibregeln
- Enormer Leistungsabfall im Deutschunterricht
- Nachhaltige Probleme beim mathematischen Verständnis und Rechnenlernen
- Entwicklungsverzögerung im Rechnen
- Entwicklungsrückstand im Rechnen
- Unverständnis der Rechenregeln
- Enormer Leistungsabfall im Mathematikunterricht
Nach pädagogisch motivierter Diagnose:
- Leserechtschreibschwäche (LRS) – mögliche Symptome siehe unten
- Rechenschwäche (RS) – mögliche Symptome siehe unten
Nach kinder- und jugendpsychiatrischer, kinder- und jugendpsychotherapeutischer oder kinder- und jugendneurologischer Diagnose:
- F81.0 „Lese- und Rechtschreibstörung“ nach ICD-10
- F81.1 „Isolierte Rechtschreibstörung“ nach ICD-10
- F81.2 „Rechenstörung“ nach ICD-10
- F81.3 „Kombinierte Störungen schulischer Fertigkeiten“ nach ICD-10
Außerdem können einige der folgenden Begleiterscheinungen parallel zum Leiden der betroffenen Person auftreten.
Kompensationsstrategien:
- Auswendiglernen
- Zählendes Rechnen
- Enormer Aufwand
- Raten
- Selbstüberschätzung
Vermeidungsstrategien:
- Aufschieben
- Ablenken
- Abwehr
- Aggresssivität
- Selbstunterschätzung
- Rückzug
- psychosomatische Reaktionen
Andere Symptome:
- Minderwertigkeitsgefühle
- Ängste
Mögliche Symptome bei LRS
Allgemeine Probleme:
- Vermeidungsverhalten beim Lesen und Schreiben
- Schulangst
- Im Vergleich zu Gleichaltrigen sehr langsam
Probleme beim Schreiben:
- Unleserliches Schriftbild
- Unregelmäßiges Schriftbild
- Willkürliche Groß- und Kleinschreibung innerhalb eines Wortes
- Schwierigkeiten mit Buchstabenfolgen
- Auslassung von Buchstaben
- Verdrehung der Reihenfolge von Buchstaben
- Dasselbe Wort wird innerhalb eines Textes (mehrmals) verschieden geschrieben
- Regeln der Großschreibung werden nicht eingehalten
- Merkliche Fehler beim Abschreiben von Texten
- Verlust der Zeile beim Abschreiben
- Eigene Schrift kann nicht gelesen werden
Probleme beim Lesen:
- Reihenfolge der Buchstaben wird verdreht
- Verwechslung ähnlich aussehender Buchstaben
- Buchstaben werden öfter ausgelassen oder hinzugefügt
- Silben werden öfter ausgelassen oder hinzugefügt
- Überlesen/Überspringen einzelner Wörter
- Erraten/Erfinden von Wörtern, die nicht im Text stehen
- Verlust der Zeile
- Buchstabenweises Lesen
- Wortgrenzen werden ignoriert
- Sinn des Gelesenen wird oft nicht verstanden
- Monotones Lesen
Hinweis
Bei einer Leserechtschreibschwäche ist nicht die Anzahl der Probleme entscheidend, sondern vielmehr ist der Leidensdruck ein Indikator für eine Therapie.
Mögliche Symptome bei RS
Allgemeine Probleme:
- Vermeidungsverhalten beim Denken und Rechnen
- Schulangst
- Im Vergleich zu Gleichaltrigen sehr langsam
Strategische Probleme:
- Unsicheres Zählen vorwärts und rückwärts
- Kleine Mengen werden abgezählt
- Zählen (mit Fingern) als einzige Strategie beim Rechnen
- Häufiges Verrechnen um 1
Orientierungsprobleme:
- Offensichtlich falsche Ergebnisse werden nicht erkannt/korrigiert
- Zahlendreher/Vertauschen von Ziffern
- Verwechseln von „Plus“ und „Minus„ sowie „Mal“ und „Geteilt durch“
- Schwierigkeiten bei Textaufgaben
- Bevorzugung schriftlicher Lösungen bei Kopfrechenaufgaben
- Analoge Uhr kann nicht gelesen werden
- Schlechte räumliche Orientierung
- Schwierigkeiten beim Erkennen und Fortsetzen von Mustern
Hinweis
Bei einer Rechenschwäche ist nicht die Anzahl der Probleme entscheidend, sondern vielmehr ist der Leidensdruck ein Indikator für eine Therapie.